Schwester Bernadette Maria, eine Ordensschwester und Seelsorgerin im Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten, hat vor Jahrzehnten das Ewige Gelübde abgelegt: ein Leben in Ehelosigkeit, Gehorsam und Armut. Doch heißt das auch, dass sie auf Liebe verzichten muss?
Im Interview mit Vest Erleben plaudert sie über ihre Dimension der Liebe, unkonventionelle Beziehungsmodelle, Sehnsucht und Kritik an der Kirche.
Für immer und dich?
Genau wie man Dinge mit einer engen Freundin oder dem Partner teilt, bespreche ich alles mit Gott. Er ist mein Vertrauter, dem ich alles sagen kann. Er ist ein Du für mich, kennt mich
in- und auswendig und liebt mich bedingungslos. Und aus dieser Liebe heraus entsteht auch die Liebe zu meinen Mitmenschen, denn jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes.
Was fehlt?
Da ich allein lebe, vermisse ich manchmal die Gemeinschaft der Mitschwestern. Jemand, der da ist, wenn ich nach Hause komme, mich in den Arm nimmt, mit mir lacht und mich tröstet.
Ist Ehe für alle da?
Als Ordensschwester glaube ich, dass Ehe für alle zu einer Verringerung der Diskriminierung führt. Es gibt jedoch Bedenken bezüglich Adoptionen und potenzieller Auswirkungen auf Kinder. Dennoch zeigen Erfahrungen, dass Kinder in gleichgeschlechtlichen Familien genauso liebevoll aufwachsen und Liebe sowie Respekt erfahren.
Ist Polyamorie profan?
Die Kirche sieht dies kritisch. Beim christlichen Eheverständnis geht es um Liebe, die sich ganz, mit Leib und Seele, dem anderen hingibt – „nur du, und du für immer“. Ich sehe das ähnlich wie die christliche Kirche.
Obsolete Machtgefüge?
In der Kirche halten einige Geistliche an Machthierarchien und autoritären Strukturen fest. Die Rolle der Frau steht oft im Widerspruch zu dem, was Jesus gelebt und gelehrt hat, nämlich die Gleichberechtigung und gleiche Würde aller Menschen. Es gibt keine theologische Begründung dafür, dass Frauen nicht zum Priester geweiht werden können. Ich habe auch zum Pflichtzölibat große Anfragen. Zu Jesu Zeiten, in der Bibel belegt, gab es den nicht. Selbst Petrus hatte eine Schwiegermutter, ergo eine Frau.
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